Hier haben zwei Vereine legal betrogen, das Opfer ist Memmingen!
anbei mein Leserbrief, der an einen Vorfall erinnert, der leider in Vergessenheit geraten ist.
Schach: Gijón im Westend: Reminiszenz an den Pasinger Münzwurf
In der letzten Runde der Schach-Regionalliga gingen alle acht Begegnungen eines Mannschaftskampfes schnell Remis aus. Der Grund war eine Fernsehübertragung eines Fußballspiels. Die Mannschaft aus Türkheim hielt aufgrund des Mannschaftremis die Liga. Juristisch war dies laut Schachgesetzen nicht zu beanstanden.
Mit Tränen in den Augen erinnern sich Schachfreunde an den Pasinger Münzwurf. In der zweiten Bundesliga kämpfte in der letzten Runde Pasing gegen eine Württembergische Mannschaft. Ein Sieg und Pasing war aufgestiegen, der Kontrahent brauchte einen Sieg, um die Liga zu halten. Nach sieben gespielten Partien stand es 3,5: 3,5 und auf dem Brett stand es unrettbar unentschieden. Ein Unentschieden half keinem Team. Die beiden Mannschafsführer trafen sich auf der Toilette, warfen eine Münze und Pasing gewann! Der Spieler aus Württemberg machte einen riesigen Fehler und verlor die Partie zur Freude der Pasinger Schachspieler. Waren sie damit aufgestiegen? Leider nein, denn am nächsten Tag wussten alle Münchner Schachfreunde schon vor dem Vorfall, den beide Mannschafsführer lieber schweigend mit ins Grab mitgenommen hätten. Die Sportjustiz verurteilte Pasing zum Zwangsabstieg wegen Betrugs.
Walter Rädler Baldham
Hier ein Bericht, der einen der skurilsten Sportfälle schön beleuchtet!
Pasings Etat reicht nur für eine Münze - Münzwurf sollte über Auf- und Abstieg in der Zweiten Bundesliga Süd entscheiden von Hartmut Metz Die Schach-Bundesliga befindet sich im dritten Jahrzehnt ihres Bestehens in der Krise. Rückzüge der Mannschaften mangels privater Mäzene kulminierten heuer in gleich vierfachem Verzicht auf das Oberhaus der deutschen Denker: Der Tabellendritte Delmenhorster SK zog sich nach der erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte freiwillig in die Zweite Bundesliga zurück. Der dadurch gerettete Viertletzte, der Dresdner SC, winkte ab und überließ den Platz lieber dem Tabellen-14. aus Plauen. Kaum besser gestaltet sich die Situation im Unterhaus. West-Meister Zeppelin Neu Herne wagte nicht den Versuch, in die dünne Luft aufzusteigen. Nach dem Abschied des Sponsors löst sich der Verein sogar auf. Die Reserve des deutschen Meisters SG Porz darf nicht hoch - so kommt jetzt der SC Gelsenkirchen als Dritter in den fragwürdigen Genuss, ohne große Geldgeber den Prügelknaben zu mimen. In der Zweiten Bundesliga, Staffel Süd, tat der SC Pasing kund, ebenfalls zu verzichten. Doch diesmal lag der Grund nicht allein in einem befürchteten finanziellen Desaster durch einen im niedrigen sechsstelligen Bereich liegenden Erstliga-Etat. Der Mannschaftsführer der Münchner hatte sich noch am Abend nach dem entscheidenden 4,5:3,5-Sieg über Absteiger VfL Sindelfingen zum Aufstieg gratulieren lassen. Wolfgang Zahn erklärte gegenüber Staffelleiter Hajo Gnirk (Schwäbisch Gmünd), man wolle das Wagnis für ein Jahr" eingehen. Doch kurz darauf folgte die Kehrtwende. Nicht, weil Geldgeber absprangen, sondern weil Betrug ruchbar wurde und die Gemüter beruhigt werden sollten. Deshalb verbreiteten die Pasinger plötzlich, der Aufstieg käme zu früh, man verzichte zugunsten der SF 1982 Baiertal-Schatthausen. Vor der letzten laufenden Zweitliga-Partie zwischen Pasing und Sindelfingen stand es 3,5:3,5. Durch ungeschicktes Spiel hatte der Mexikaner Julian Estrada Nieto eine Gewinnstellung mit König, Turm und zwei Bauern gegen König und Turm des Pasingers Michäl Gschwendtner ins Remis verdorben. Angesichts der anderen Resultate wurde den Mannschaften gewahr, daß bei einem 4:4 weder die Bajuwaren aufstiegen noch die Schwaben den Klassenerhalt vor dem Post SV Ulm schafften. Um der Malaise Abhilfe zu schaffen, trafen sich die Kapitäne Zahn und Armin Huber weit entfernt vom Schiedsrichter auf der Toilette. Geld hat der SK Pasing angeblich keines, aber eine Münze fand sich doch für einen Wurf. Dieser sollte entscheiden, wer sein Saisonziel noch erreicht. Pasing schien im Glück. Pech jedoch, daß die Stellung von Gschwendtner ungewinnbar wirkte. Daran änderte auch nichts, daß der bekannte Schnellspieler Estrada Nieto fortan wie sein Gegner kaum noch am Brett gesehen wurde und seine Bedenkzeit bis auf wenige Minuten ablaufen ließ, um hernach den Patzer des Jahres besser erklären zu können. "Es war keine normale Zeitnot", versucht Gschwendtner zu begründen, warum der Internationale Meister aus Mexiko seinen Turm durch einen Zug, für den man jedes Kleinkind tadelte, verlor. Die außergewöhnliche Belastung führt auch Mannschaftsführer Zahn an, für den zudem plötzlich schon vor dem letzten Spieltag der Pasinger Aufstiegsverzicht "klar war". Weil alle Partien der oberen Klassen veröffentlicht werden, rochen indes zahlreiche Schachspieler angesichts eines dubiosen Turmverlustes Lunte - vor allem die geprellten aus Baiertal-Schatthausen. Doch auch Staffelleiter Gnirk wurde von sich aus wegen "grober Unsportlichkeit" tätig. Während die Pasinger Strippenzieher Zahn und Gschwendtner nach Ausflüchten ringen, schweigen Huber und Estrada beharrlich zu den Vorwürfen. Reuige Sindelfinger Mannschaftskameraden räumten den Betrug jedoch ein. Staffelleiter Gnirk nahm die unsportlichen Pasinger in die Mangel. Er erkennt zwar die "verständliche menschliche Verführung", beim sich abzeichnenden 4:4 die Chancen auf einen 4,5:3,5-Sieg per Münzwurf "von null auf 50 Prozent zu erhöhen", an einer Bestrafung hielt der Schwäbisch Gmünder dennoch fest. Die beteiligten Spieler, der uneinsichtige Gschwendtner sowie Estrada (Gnirk: "Er soll mehrfach nachgefragt haben, ob er wirklich verlieren soll"), kommen ungeschoren davon. Auf ihnen lastete der Gruppendruck", meint der Schwäbisch Gmünder. 100 Mark Bußgeld für Absteiger Sindelfingen und 200 Mark Strafe sowie Abzug der zwei Punkte für Pasing lauten die glimpflichen Urteile für die Vereine. "Höher kann ich laut Turnierordnung leider nicht gehen", erklärt Gnirk und macht kein Hehl daraus, daß er Pasing mit dem Zwangsabstieg belegen würde. Ungeheuerlich findet es auch der Geschäftsführer des Deutschen Schachbundes (DSB), Horst Metzing, daß Pasing mit einer "derart groben Unsportlichkeit" so billig davonkommt. "Solche Dinge müssen härter bestraft werden, ansonsten wird Schach unglaubwürdig." Sportdirektor Reinhold Kasper und das Bundesturniergericht nimmt er vor dem Vorwurf der Unfähigkeit in Schutz. Die Satzung ließe nicht so leicht harte Urteile wie einen Zwangsabstieg zu, gleichwohl Kasper Geldstrafen bis zu 2.000 Mark verhängen dürfe. Metzing regt an, die Bundesspiel-Kommission müsse sich Gedanken über eine Satzungsänderung machen, um in Zukunft solcherlei Betrug leichter ahnden zu können. Der DSB-Geschäftsführer leitete den Vorfall ans Präsidium weiter, damit sich dieses damit befasst. (Stellung der erwähnten Partie am Ende dieses Artikels!) Die Gremien um Sportdirektor Kasper hatten in dieser Saison bereits mit mehreren merkwürdigen Entscheidungen für Unmut gesorgt. Leidtragende waren zuvor Damen-Bundesligist Karlsruher SF und der SK Freiburg-Zähringen. Tabellenführer Karlsruhe hatte sich vor dem Doppel-Spieltag gegen Turm Krefeld und Leipzig Gohlis bei Staffelleiter Peter Mielke wegen des Einsatzes mehrerer Spielerinnen rückversichert. Neben den Ausländerinnen Maia Lomineischwili und Yuliya Sheynina wollte der Spitzenreiter Nellya Vidonyak einsetzen. Diese war im Bundesliga-Heft als Deutsche geführt, obwohl Karlsruhe diese als Nicht-EU-Ausländerin gemeldet hatte. Mielke bestätigte per E-Mail die dortigen Angaben als "grundsätzlich" bindend und endgültig. Außerdem dürfe der Klub sogar, wenn er wolle, die Französin Muller einsetzen. Daraufhin boten die Badener alle drei Spielerinnen auf und fegten Leipzig mit 6:0 und Krefeld mit 4,5:1,5 von den Brettern. Groß die Verwunderung, als die Kantersiege der Karlsruher vom DSB wegen des Einsatzes dreier Ausländerinnen in zwei 0:6-Schlappen umgewandelt wurden. Leipzig blieb so anstatt Rotation Berlin im Oberhaus, Karlsruhe entging ein Stichkampf um die Meisterschaft mit Dresden und Emsdetten. Obwohl das Bundesliga-Heft und DSB-Funktionär Mielke für die Fehler verantwortlich sind, wurde der Verein bestraft, der durch seine zusätzliche Anfrage mehr als genügend Sorgfalt bewiesen hatte. Der SK Zähringen wurde in der siebten von neun Runden um einen im Abstiegskampf entscheidenden Mannschaftszähler betrogen - und ausgerechnet Pasing war wieder beteiligt. Der Zähringer Hubert Schuh besaß eine leicht gewonnene Stellung mit rund zehn Bauerneinheiten Vorteil auf dem Brett. Einziges Problem: Die Bedenkzeit war knapp. Als das Blättchen fiel, reklamierte Hilfsschiedsrichter Dieter Lamprecht (München) - Schiedsrichter Armin Herbst (München) hatte die Aufgabe delegiert, obwohl er in keinem anderen Duell benötigt wurde - Zeitüberschreitung zugunsten des Pasingers Klaus de Francesco. Als sich jedoch beim Nachspielen herauskristallisierte, daß bereits 41 Züge gespielt waren, änderte Pasings Sympathisant Lamprecht seine Aussage dahingehend, das Blättchen sei schon einen Zug vorher gefallen ... Dagegen wehrt sich der als untadeliger Sportsmann geltende Schuh: "Wären es 40 Züge gewesen, hätte ich die Entscheidung akzeptiert und mich nur über mich selbst geärgert, weil ich ruhig die Züge notierte. Ich bin mir aber wie meine Mannschaftskameraden Christof Herbrechtsmeier und Christian Maier hundertprozentig sicher, daß das Blättchen im tatsächlichen 40. Zug noch oben war. Für meinen 41. Zug überlegte ich nämlich ein paar Sekunden, ehe ich ihn ausführte und das Blättchen fiel." Die drei Zähringer boten nicht nur eine eidesstattliche Versicherung zu dem Vorfall an, sie benannten auch drei Pasinger als Zeugen für die Verhandlung. Die vorsetzliche Falschaussage Lamprechts (O-Ton Herbrechtsmeier) übernahm Kasper ohne Anhörung der von der Gegenseite vorgeschlagenen Akteure. Dieses von eigenartiger Beweisaufnahme geprägte Verfahren hätte auch zu eklatanter Wettbewerbsverzerrung geführt, hätte Zähringen seine Mannschaft nicht ohnehin zurückgezogen. Erst kurz vor dem letzten Spieltag (und nicht schon vor dem achten, was man angesichts der Brisanz erwartet) wurde die Entscheidung des Bundesturniergerichts veröffentlicht. Mittlerweile hat Zähringens Vorsitzender Christoph Müller die Berufung doch zurückgezogen, obwohl DSB-Bundesrechtsberater Wolfgang Unzicker (pensionierter Richter und Großmeister) die Chancen auf einen Erfolg wegen der eklatanten Verfahrensmängel als gegeben sieht. "Herr Alt deutete mir gegenüber an, daß die Entscheidung in zweiter Instanz nicht anders ausfalle. Deshalb wollte ich die 700 Mark für den Einspruch nicht riskieren", erklärt Müller, zumal eine weitere Zweitliga-Saison für das badische Schach-Aushängeschild keinen Sinn mehr mache. Der Kader zerstreut sich in alle Himmelsrichtungen. Den kompletten Zerfall des vieljährigen Erstligisten kann der Vorsitzende vermutlich aber stoppen. "Die Chancen stehen 60:40, daß wir in der nächsten Saison in der Oberliga spielen", dementiert Müller die Rückzugsgerüchte. Was die DSB-Funktionäre anlangt: Vorerst zeigt nur Gnirks Entscheidung Gerechtigkeit. Durch den Abzug der zwei Zähler gewinnt wenigstens Baiertal-Schatthausen die Meisterschaft - und das junge badische Team nimmt sogar das Aufstiegsrecht wahr. Nun noch zur "Münzwurf-Partie" Gschwendtner,Michael (Pasing) DWZ 2147 - Estrada Nieto,Julian (Sindelfingen) ELO 2360 - Brett 8 des Wettkampfs: Weiss hatte nach dem 73. Zug glücklich eine theoretische Remisstellung erreicht und nach einigen weiteren Zügen hätte jeder Spieler auf der Welt mit Weiss dreifache Zugwiederholung reklamiert. Wer glaubt in solch einer Position schon an das Wunder eines gegnerischen Turmeinstellers oder an ein Selbstmatt? "Warum sollte ich ein Remis reklamieren, wenn das der Mannschaft nicht reicht? Ob ich verliere oder nicht, ist mir egal. Ich hänge nicht an dem halben Punkt", erläutert der "selbstlose" Michael Gschwendtner, warum er gegen den vermeintlich übermächtigen IM keine Punkteteilung einforderte. Zum Eklat kam es nach weiteren belanglosen Zügen in folgender Stellung nach dem 95.Zug von Weiss - Weiss: Kh4, Tb4 - Schwarz: Kd4, Tf4, Bg4, h6 95. - Kc5!! "Ich weiß nicht, warum er den Turm einstellte", sagt Gschwendtner. Andere wissen es mittlerweile. 96.Txf4 - 1-0