Während unsere U10 und U12 in Magdeburg sich mit den besten ihres Alters maßen, spielte ich wie auch letztes Jahr schon ein kleines Turnier in Kelheim. Das Turnier war mit 4 IMs und 10 Spielern mit einer Elo von über 2200 ganz passabel besetzt, wobei hier eventuell angemerkt werden sollte, dass unter sich den IMs Leon Mons (ein werdender GM mit 2535 DWZ und 2520 Elo der momentan zahlenmäßig stärkste bayerische Spieler) befand. Mit diesem und 4 weiteren Jugendlichen teilte ich eine hübsche Ferienwohnung, die ca. einen 15-Minütigen Fußweg vom Spiellokal entfernt war.
Da ich im oberen Achtel der Startrangliste gesetzt war, erhielt ich durch das beschleunigte Schweizer System zunächst 2 Gegner mit einer Spielstärke von etwas über 1900, die ich in Partien mit gewöhnlichem Spielverlauf schlagen konnte. In der 3. Runde erhielt ich mit 2 aus 2 dann einen 1700er, der meinem Druck nicht lange Stand halten konnte. Blöder Weise habe ich in dieser Partie in einer einfachen Gewinnstellung sehr trivial meinen Läufer eingestellt und musste danach die etwas knappere Bedenkzeit meines Gegners ausnutzen, um ihm ein Remisgebot aufzuzwingen, das auch angenommen wurde. Die darauffolgende Partie bestritt ich gegen einen 1800er, dessen Eröffnungstheorie bereits in den ersten 10 Zügen Defizite aufwies. Er schnappte sich gierig eine Qualität, was mir ermöglichte, seinen Springer auf a8 zu fangen und zu gewinnen. Nach einer zusätzlichen Befreiungsopferaktion änderte sich das Kräfteverhältnis von einer Qualität mehr zu einem Turm gegen 2 Figuren und einen Bauern aus Sicht meines Gegners, was ihn dazu veranlasste, früh aufzugeben. In der Folgerunde traf ich auf meinen ersten 2100+ Gegner in diesem Turnier, der mir aber zu viel Spiel am Königsflügel ermöglichte und somit auch das Handtuch werfen musste. Nach 5 Partien waren 3 unserer Ferienwohnungsbewohner auf den Plätzen 1, 2 und 3 mit 5, 4,5 und 4,5 Punkten. Leider wurde der Mitbewohner Lukas Schulz, der im Vorjahr furioser Weise mit 5 aus 5 gestartet ist, am 2. Spieltag bereits krank, weshalb er das Turnier nach der 4. Partie abbrechen musste.
Aufgrund der Tatsache, dass die ersten 3 Plätze in unserer Ferienwohnung verteilt gewesen sind, mussten 2 von uns unweigerlich gegeneinander spielen. Es traf in diesem Fall den souverän spielenden Leon Mons mit 5 aus 5 Punkten und mich. Ich führte die schwarzen Steine und stand nach der Eröffnung schon schnell deutlich schlechter laut unseren Analysen. Es scheint so, als ob er einen einfachen frühzeitigen Gewinn ausgelassen hätte, wodurch ich noch einmal eine 2. Chance bekam. Ich stellte ein materielles Ungleichgewicht her und kreierte einen nicht ungefährlichen Randfreibauern. Im Gegenzug konnte er meinen König unter Druck setzen. Ich geriet in der komplizierten Stellung allerdings zunehmend in Zeitnot und fand in einer entscheidenden Stelle nicht die geeignete Variante, wodurch ich ziemlich schnell verloren habe. In der letzten Runde durfte ich gegen FM Oskar Hirn ran und kam schnell in eine meiner Lieblingsstellungstypen. Ich schaffte es, einen Springernach d5 zu bringen, der von dort aus nicht mehr vertrieben werden konnte. Doch der Gegner hatte das Läuferpaar und versuchte die Stellung zu öffnen, was in der Zeitnotphase zu gefühlt unberechenbaren Stellungen führte. Letztendlich schaffte ich es, meinen positionellen Vorteil zu behalten, was einige Züge später in eine Qualität umgewandelt wurde. Mit dem Gewinn der Qualität gewann ich einige Züge später auch die Partie und somit schloss ich das Turnier mit 5,5 Punkten ab. Ich belegte den geteilten 4. Platz vor allen Titelträgern bis auf meinen Mitbewohner, der nach einem perfekten Turnier mit 7/7 Erster wurde. Somit konnte ich einen der Hauptpreise für mich beanspruchen.
Insgesamt bin ich mit meiner Leistung zufrieden und es verbleiben für somit 3 nette Tage des Schachs und Tandems (das, was man in jeder freien Sekunde spielt) in Erinnerung.