Nach unserem Sieg gegen Ostfildern war klar, dass jetzt ein stärkerer Gegner kommen würde. Bei den 20 Besten aus Deutschland sind die einfachen Aufgaben dünn gesäht. Die Nachricht erreichte uns dann (der Refresh-Knopf begann schon zu leuchten) beim Mittagessen: der an vier gesetzte Verein Empor Berlin — der Verein, in dem sich unsere Ex- und immer noch passiven Vereinskollegen, die Familie Nitsche niedergelassen haben. So stand uns also an Brett eins ein Club-internes Duell bevor und an den Brettern drei und vier ein echter und ein verkappter 1500er.
Aus dem Halb-Slawisch an Brett eins entsponn sich ein munterer Abtausch und Nikolai scheint Christians letzte Pointe übersehen zu haben: der Springer, der sich durchs Schwarze Lager futterte zog sich mit einem Schach aus der Affäre und so blieb Christian eine Qualität mehr übrig. Die (ausgedünnte) Partie zog sich noch etwa 15 Züge weiter (in denen Christian weitere Bauern gewann), bis Nikolai schließlich aufgab und Christian (wie unüblich!) als erstes seine Partie beendete.
Jakob hatte diesmal das Vergnügen, als Weißer Schottisch zu spielen, was soweit klappte bis er dann wohl Varianten verwechselte. Sein Sxc6 kam jedenfalls zu einem ungünstigen Zeitpunkt und ließ ihn mit einem isolierten e-Doppelbauern bei unrochiertem König dastehen. Der 300 DWZ stärkere Gegner ließ sich da nicht lange bitten und riß geschickt immer weitere Probleme auf. Qualität und zwei Bauern gingen verloren und der König verlor sämtliche mögliche Zufluchten; die Walküren machten sich auf den Weg, das dämmernde Matt war abzusehen.
Justus traf mit seinem Sizilianer auf einen Alapin-Spieler. Es folgte ein langes „rumgeschiebe“, bei dem Justus nicht gut aus den Startlöchern kam. Die gegnerischen Läufer nahmen ihn von beiden Seiten in die Zange und einer der beiden fesselte seinen Springer recht unangenehm. Justus erkannte die aufziehende Gefahr nicht schnell genug und verlor eine Qualität bei immer noch sehr gedrückter Stellung. Ganz langsam bohrte Weiß zwei Löcher in die schwarze Stellung und schickte seinen Turm auf die siebte. Dort entfachte dieser (gestützt durch den Läufer) ein apokalyptisches Martyrium und schlang — die Dame vor sich her treibend — zwei Figuren in den Abgrund. Noch zwei, drei Züge weiter und Justus tat dem Schmerz ein Ende.
Und Clemens? Sein Gegner holte Bent Larsen aus der Zauberkiste und Clemens erinnerte sich an die paar Brocken, die er sich mal angeschaut hatte. Das Spiel lief im ausgeglichenen Bereich hin- und her und beide Seiten suchten nach Punkten um einen Hebel anzusetzen. Einer dieser Versuche von Clemens feuerte allerdings nach hinten los. Mit einer Springergabel zum rechten Moment nahm ihm der Gegner einen Läufer ab. Und Clemens hatte „keine Lust mehr“ sich den Rest noch anzutun.
Vier Runden später (mit einem Ergebnis als wären alle unentschieden) standen wir wieder auf unserem Setzplatz. (Fürth, die wirklich vier Unentschieden hatten standen einen Platz höher.)
Als kleinen Glanzpunkt des Abends bekamen wir von Empor Berlin einen Wimpel geschenkt. Da braucht’s jetzt bloß einen schönen Platz.
(Hier noch die Partien der vierten Runde.)