DVM Nachlese

8 Jan

Die DVM ist vorbei und der Alltag hat sie alle wieder. Es bleibt noch ein wenig Zeit für ein paar Gedanken und Schlußbetrachtungen.

Unsere Jungs haben bei der vergangenen DVM in vier Tagen sieben Runden Langpartien gespielt (1:30h+30s/0:30h+30s). Das ist ziemlich anstrengend und braucht viel mentale Kondition. Neben dem ganzen Training haben dabei diverse (auch große) Turniere sicher ihren Teil beigetragen. Vor Ort gilt es, den Tagesablauf auf die Runden hinzutrimmen: Frühstück, Mittag („das ess ich nicht!“), Abend, frische Luft, genug Bewegung aber nicht außer Puste ans Brett setzen, an die neue Umgebung gewöhnen, bei „den Großen“ zuschaun, Vorbereitung auf die Runden (Nachbereitung haben wir auf ein Minimum reduziert; lenkt nur ab), viel schlafen (Magnus Carlsen meinte mal in einem Interview, dass er mindestens zehn Stunden braucht, sonst könne er nicht denken), trinken, Pulli für den Turniersaal (außer die Klimaanlage funktioniert nicht, dann heizen 200 Leute ganz schön), während den Runden „da sein“ und durchgehend viel Ruhe verströmen. Eine vier Tage dauernde Jonglage.

Die Partien selbst bestreiten die Spieler (hoffentlich) gegen Gleichstarke oder Stärkere. Es gibt fast keine „Aufwärm-“ oder „Ruhe-Runden“ und selbst wenn, dann trügt das oft, weil (a) die DWZ quer durch Deutschland eben doch nicht 1:1 vergleichbar ist, (b) der „FC Bayern-Effekt“ eintritt („die hau’n wir eh weg“ vs. „bei denen wehren wir uns so richtig“) oder (c) irgendwas ist immer. Dabei gilt es stets nach taktischen Möglichkeiten Ausschau zu halten (siehe weiter unten) und auch die häufige Ansicht, dass Kinder in dem Alter „ein bissl Italienisch“ lernen sollten „und mehr braucht’s ned“ trifft nicht mehr ganz zu. Zwar braucht’s keine hundert Varianten bis zum 15. Zug, aber eine ziemliche Streubreite sollten sie zumindest schon mal gesehen haben (unten die Liste auf die „wir“ trafen). Auch die Verwertung von Materialvorteilen ist in diesem Alter schon gut ausgeprägt. Ein bis zwei Bauern mehr reichen oft für den Sieg. Mit einer Figur mehr ist das Spiel meistens schon gelaufen. Wobei trotzdem immer wieder „irgendwelche Dinge“ geschehen.

Ein bunter Strauß Eröffnungen

Hier die Liste der Eröffnungen, auf die unser Team traf (oder selbst einschlug). Für manche davon mussten wir eine Stunde vor dem Spiel noch was aushecken, bei manchen mussten die Spieler am Brett improvisieren. Wie oben gesagt hilft es wenig, hier Varianten zu büffeln aber „schon mal gesehen“ oder sogar „schon mal in ’nem Turnier gespielt“ hilft dabei, die Partie nicht gleich im zehnten Zug zu verlieren.

  • Italienisch (offen, geschlossen)
  • Schottisch
  • Sizilianisch (Drache, geschlossen, Morra, Alapin, mit Lb5+)
  • Spanisch
  • Französisch
  • Caro-Kann
  • Wolga-Gambit
  • Halb-Slawisch
  • Nimzo-Indisch
  • Englisch
  • Trompowski
  • Damengambit (abgelehnt)
  • Larsen

Taktik-Aufgaben aus der U12-Wirklichkeit

Und hier noch eine kleine Auswahl an taktischen Möglichkeiten, die bei Vaterstettener Spielen aufs Brett kamen. Oft sind das die Glanzpunkte, die einen für stundenlanges zuschauen belohnen. Oft sind das auch die Hintergründe, wenn man durch den Raum schaut und einen Trainer mit Hand vor den Augen sieht. Ganz unten sind die Lösungen (von denen die meisten im Spiel gefunden wurden). Enjoy!

(Klick auf die Züge öffnet ein Brett zum Nachspielen.)

Runde 1 – Muldental Wilkau-Haßlau

Runde 2 – VSG 1880 Fürth

Runde 3 – SC Ostfildern

Runde 4 – SV Empor Berlin

 

Runde 5 – SC Turm Lüneburg

Runde 7 – DJK Arminia Eilendorf

Lösungen zu den Taktik-Aufgaben

Lerchl, Clemens – Helmer, Teo

Karpen, Jakob – Levitskii, Philipp

Lerchl, Clemens Chugunov, Ivan (1/2)

Lerchl, Clemens Chugunov, Ivan (2/2)

Walter, Romeo – Karpen, Jakob

Lerchl, Justus – Zimanovic, Leon Daniel

Lerchl, Justus – Zimanovic, Leon Daniel

Kraftsik, Christian – Nitsche, Nikolai

Karpen, Jakob – Helms, Finn

Rennkamp, David – Lerchl, Justus

Kraftsik, Christian – Mainka, Ingmar

Korr, Sören – Lerchl, Clemens

Das Prinzip, das der Spieler hier kennen muss heißt Lucena-Stellung oft auch „Brückenbau“ genannt:

Der Bauer wandert dem König hinterher 70… e2. Er versperrt die wichtige e-Linie und Weiß soll ihn schmeißen. (Ist er nicht willig, kommt Ta1, dann will er schon.) Der Turm wird dann auf e5 überführt und gibt in der Folge dem eigenen König Deckung gegen nervige Schachgebote.