Nichtsahnend habe ich einen fuer mich sinnvollen Antrag an die Bezirksversammlung gestellt, dass Muenchner Einzelmeisterschaft und Jugendrunde nicht miteinander kollidieren.
Ich schätze den Spielleiter Stephan Hösl sehr, nach dieser umfassenden Antwort noch viel mehr.
Danke für die vorbildliche Arbeit, ich habe viel dazugelernt und verstehe jetzt seine Gedankengänge als Spielleiter.
Natürlich habe ich den Antrag zurückgenommen.
Antrag des SC Vaterstetten
Stellungnahme des Bezirksspielleiters
Der Antrag des SC Vaterstetten ist in der Praxis nicht umsetzbar.
1.) Mit der derzeitigen Terminstruktur kann die Münchner Einzelmeisterschaft nur in den Monaten Januar und Februar durchgeführt werden. In diesen beiden Monaten gibt es höchstens neun Wochenenden. An drei Wochenenden finden die Ligen des Deutschen und Bayerischen Schachbundes statt. Diese Termine sind alleine deshalb schon freizuhalten, um den besten Spielern Münchens die Teilnahme an der Münchner Einzelmeisterschaft zu ermöglichen. Freizuhalten ist das Faschingswochenende, an dem wohl kaum einer Schach spielen oder Schach organisieren möchte. Nicht in Frage kommt das Wochenende zwischen Neujahr und Heilig Drei König wegen der Weihnachtsferien. Als problematisch hat sich mittlerweile auch das Wochenende nach Heilig Drei König herausgestellt wegen einer Kollision mit der Urlaubsplanung des Hausmeisters der TU-Mensa. Folglich fallen von den neun Wochenenden bis zu sechs Wochenenden weg. Ich habe für die Planung der Münchner Einzelmeisterschaft im Januar und Februar in den meisten Jahren nur drei Wochenenden zur Verfügung. Da ist einfach kein Platz für die Berücksichtigung von Jugendturnieren, Damenturnieren etc..
2.) Die Terminplanung für das folgende Spieljahr beginnen unmittelbar nach Bekanntgabe der Termine des Deutschen und Bayerischen Schachbundes, also Mitte bis Ende Januar. Kurz danach werden die Termine zunächst dem Verbandsausschuss, und soweit möglich dann den Vereinen bekanntgegeben. Diese Terminplanung muss bereits die Termine der Einzelmeisterschaft einschließen, denn davon hängen sowohl weitere Terminplanungen des Bezirkes wie auch der Vereine ab vor allem der am Freitag spielenden Vereine, ab. Zum Zeitpunkt der Terminplanung liegen in der Regel die Termine der Bayerischen Schachjugend noch gar nicht vor. Es kann auch deshalb keine Rücksicht auf die bayerischen Jugendspieltermine genommen werden.
3.) Die Terminplanung zu einem so frühen Zeitpunkt ist zudem notwendig, weil irgendwann im Frühjahr die Mensa der Technischen Universität reserviert werden muss. Es handelt sich hierbei zwar um ein öffentliches Gebäude, das aber während der Zeit der Einzelmeisterschaft normalerweise geschlossen wäre. Das heißt, die Mensa der Technischen Universität muss über das Studentenwerk München angemietet werden. Es reicht nicht, wenn wir einfach wenige Tage vor Beginn der Einzelmeisterschaft zum Hausmeister gehen und ihm mitteilen, dass wieder Schach gespielt werden soll. Vielmehr ist möglichst frühzeitig eine Anfrage an das Studentenwerk zu richten und auf die Resevierungsbestätigung zu warten. Das alles erfordert eine gewisse Planung.
4.) Der Entwurf der Terminplanung wird allen Mitgliedern des Verbandsausschusses vorgelegt, also auch den beiden Jungendleitern. Ein allzu großer Widerspruch aus dieser Richtung kam bisher nie. Vermutlich auch deshalb, weil der Handlungsbedarf und die Handlungsfähigkeit in der von SC Vaterstetten aufgeworfenen Frage eher gering sind.
Dem Antrag des SC Vaterstetten fehlt der Handlungsbedarf
1.) Ein bis zwei Mal während meiner Amtszeit kam es vor, dass wir tatsächlich das Luxusproblem hatten, uns zwischen vier freien Wochenenden drei Wochenender für die Einzelmeisterschaft aussuchen zu können. In diesen Jahren haben wir es tatsächlich auch geschafft, den Termin der Jugendligen auszuklammern. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass uns damals die Jugendlichen die Bude eingerannt haben. Vielmehr entsprach die Frequentierung der Einzelmeisterschaft dem üblichen Umfang.
2.) Immer wenn an der Münchner Einzelmeisterschaft teilnehmende Jugendliche eine Terminüberschneidung mit dem Jugendspielbetrieb haben, setzen wir uns intensiv dafür ein, dass entweder die betroffene Partie verlegt werden kann. In den meisten Fällen gelingt das auch. Das Problem ist nicht die Überschneidung mit den Jugendligen. Das Problem ist, das ich häufig von den Jugendlichen, die an der Einzelmeisterschaft teilnehmen und von der Überschneidung betroffen sind, erst kurz vor der Runde davon erfahre. Wenn der Jugendliche bereits auf der Anmeldung auf die bevorstehende Überschneidung hinweist, kann dies bereits bei der Gruppeneinteilung berücksichtigt werden, indem er z.B. einen anderen Jugendlichen mit dem gleichen Problem als Gegner in dieser Runde bekommt. Dass wir uns nicht für das Wohl der an der Einzelmeisterschaft teilnehmenden Jugendlichen einsetzen kann, wirklich nicht behauptet werden. In diesem Zusammenhang möchte ich auf meine Anträge im letzten Jahr auf Höherstufung der Münchner Jugendmeister hinweisen.
3.) Nachdem der vom SC Vaterstetten beantragte Beschluß von der Münchner Spielleitung in den wenigen Jahren, wo es möglich ist, ohnehin schon umgesetzt wird und in den Jahren, wo es nicht möglich ist, durch ein entsprechendes Engagement versucht wird, während der Münchner Einzelmeisterschaft im Einzelfall Abhilfe zu schaffen, ergibt sich kein Handlunsbedarf.
Fazit
Der SC Vaterstetten beantragt etwas, das ohnehin schon umgesetzt wird: Wenn es möglich ist, werden die Termine der bayerischen Jugendligen von den Terminen der Einzelmeisterschaft frei gehalten, nur ist es in den seltensten Fällen möglich. Die von SC Vaterstetten angebotenen Ausnahmeklausel ist in der Realität die Regel.
Ich möchte daher dringst darum bitten, den Antrag des SC Vaterstetten abzulehnen. Einfacher wäre es natürlich, wenn der Antrag zurückgezogen würde.
Mit freundlichen Grüßen
Stephan Hösl